Saisonales Stimmungstief: Winterblues oder Winterdepression?
Kälte, Nässe, Nebel, Schnee. Morgens in der Dämmerung aus dem Haus, abends bei Dunkelheit zurück. Das wirkt sich auf die Psyche aus, bei manchen Menschen stärker, bei anderen weniger stark. Mediziner nennen diese saisonalen Depressionen SAD (seasonal affective disorder), wenn sie das Ausmaß einer Krankheit annehmen. Eine abgeschwächte Form mit ausgeprägten saisonalen Stimmungstiefs ist die subsyndromale SAD (s-SAD). Zudem zeigen viele Menschen wetter-, licht- und saisonal abhängige vorübergehende Stimmungsschwankungen, die nicht behandlungsbedürftig sind. Dazu zählt der „Winterblues“.
Wer morgens im Dunkeln nur schwer aufstehen kann, ist laut Forschung noch dazu im Nachteil. Dr. Ewa Cionek-Szpak, Chefärztin der Oberberg Fachklinik Wasserschlösschen , sagt: „Haben Erwachsene noch die Möglichkeit zu Gleitzeit bei der Arbeit, müssen Kinder in der Winterzeit im Halbschlaf in die Schule wandern.“ Den flexiblen Start in den Tag gibt es bislang nur in experimentellen Schulen. Dort schafft die Anpassung des Rhythmus an die innere Uhr einen um eine ganze Note besseren Durchschnitt, ein beachtlicher Effekt für eine einfache Maßnahme. Die gute Nachricht, so Kinder- und Jugendpsychiaterin Cionek-Szpak: „Wer für gebremsten Antrieb und schlechtere Stimmung in der Winterzeit empfänglicher ist, ist ebenso empfindlicher in der Sommerzeit, dann aber energievoller, motivierter und kreativer.“